Schlagwort: zu Hause

Pension Käfer

Es ist kalt in Deutschland! Das finden übrigens auch die Marienkäfer und haben sich kollektiv dazu entschlossen, ausgerechnet bei mir in der Wohnung zu überwintern. Täglich setze ich mindestens vier bis sieben von den Käferchen wieder an die frische Luft, denn zertreten werden oder vom I-Hund vernascht werden, sind meiner Meinung nach keine erstrebenswerten Alternative zum Kältetod. Kaum das ich mich versehe, sind wieder welche da und das, obwohl alle Türen und Fenster geschlossen sind. Ich habe keine blassen Schimmer, wie die kleinen Dinger ständig hier rein kommen. Eben saß ein wahrhaft mutiges Exemplar der gepunkteten Glücksbringer auf der Toilettenbrille, als ich den Toilettendeckel hob. Das hätte verdammt böse enden können, wenn ich mir auch nicht sicher bin für wen.

Lustig ist das Zigeunerle-he-ben, …

… faria, faria, ho!

Heute schlafe ich wieder bei der Frau Großmama im Bett. Das bietet sich unter der Woche an, weil sie immer dann aufsteht, wenn ich von der Arbeit komme. Habe ich frei, schlafe ich bei der Frau Mama und dem Herrn Papa auf der Matratze im Wohnzimmer und zwischendurch auch mal bei meiner Schwester auf dem Sofa. So ziehe ich seit knapp zwei Monaten von Etage zu Etage, aber nicht mehr lange!

Gestern habe ich nämlich meine zukünftigen Vermieter besucht, um meinen Mietvertrag zu unterschreiben. Ja, mir ist doch tatsächlich eine Wohnung zugeflogen! Wirklich zugeflogen! Ich hatte noch nicht mal mit der Wohnungssuche begonnen. So gefällt mir das! Theoretisch kann ich zwar erst im Dezember einziehen, weil ich bis dahin die Wohnung in Köln noch zu bezahlen habe, aber praktisch kann ich direkt einziehen, weil die Vermieter ein freundliches und hilfsbereites Ehepaar (und die Eltern der besten Freundin meiner Schwester) sind und es für sie keine Rolle spielt, ob die Wohnung jetzt noch einen Monat leer steht oder ich schon drin wohne, ohne Miete zu zahlen. Nett oder?

Jetzt muss ich nur noch mein ganzes Gelumpe irgendwie vom Rhein an die Ruhr kriegen und dann hat es sich auszigeunert.

Uuuuaaaahhhh! Da kommt noch ein hartes Stück Organisation auf mich zu. Gar nicht dran denken! Augen zu und durch! Wird schon alles gut gehen!

Umzugswagen, Kosten, … Umzugshelfer, unter der Woche, am Wochende, Zeit, … Wohnungsübergabe, … neue Arbeit, freie Tage, … alte Wohnung, neue Wohnung, Hundefelle, … und und und …

Verdammt! Jetzt hat der Kopf doch das Denken angefangen!

Halbzehn

Samstag. Die Sonne scheint und die ersten Rasenmäher dröhnen. In der Küche klappert die Frau Mama mit allen ihr zu Verfügung stehenden Schüsseln und sonstigen Mitteln. Sie macht Kuchen, denn am Sonntag kommt Besuch. Der Herr Papa liegt noch im Bett, ich im Wohnzimmer auf der Matratze.

Wenn die Frau Mama uns noch etwas Schlaf gönnt, macht sie immer alle Türen zu. Die Tür zum Schlafzimmer, die Tür zum Wohnzimmer und auch die Tür zur Küche, in der sie sich dann möglichst leise bewegt. Hat die Frau Mama so wie heute allerdings beschlossen, dass wir genug geschlafen haben und sie nicht die einzige sein will, die sich im Haushalt nützlich macht, stehen sämtliche Türen auf und in der Küche wird gescheppert, was das Zeug hält. Die Rollos werden zwischendurch hochgerupft und gegen mögliche Lärmresistenz der sich noch in der Horizontalen befindlichen Anwesenden, wird immer wieder ins Zimmer gelaufen und zum Aufstehen angepfiffen. Da hilft es auch nicht viel, wenn man sich die Decke über den Kopf zieht. Irgendwann hat sie einen auf die Füße genervt.

Es ist eben selten, wenn wir mal alle zeitgleich an einem Tag frei haben und zu Hause sind. Das muss genutzt werden. Nach der ersten Ladung Wäsche und der morgendlichen Hunderunde, gab’s erstmal Frühstück und dann durfte ich mich über den Berg aus dreckigem Geschirr vom Vortag her machen, den die Frau Mama zusätzlich mit ihren Backutensilien aufgepeppt hatte. Das sieht dann immer ein bißchen aus, wie der Turmbau zu Babel, nur ohne Turm, aber mit genügend Material, einen bauen zu können, um den lieben Gott auch noch aus dem Bett zu schmeißen.

Währenddessen machten sich die Frau Mama und der Herr Papa, sowie die Frau Großmama über unseren kleinen Apfelbaum im Garten her. Der Herr Papa hatte nicht wirklich Lust dazu, was man daran erkennen konnte, dass er in jedem Satz mindestens dreimal das Wort »Scheiße« mit »das geht so nicht« kombinierte. Meine Schwester, Malerin von Beruf, lackierte alldieweil die Rahmen der Türen und Fenster und war sichtlich genervt, weil ständig jemand durch die Balkontür rein oder raus wollte. Die Hundefelle waren verwirrt und wussten gar nicht, an wen sie sich nun bei diesem geschäftigen Treiben halten sollten. Nach Beseitigung des Spülberges kletterte ich dann auch noch in den Apfelbaum und die Frau Mama schien zufrieden, weil sie uns alle ans Arbeiten bekommen hatte.

Familienleben eben.