Mein Name ist Kakoschke, Rocko Kakoschke

Der kleine Rocko | (c) Rocko Kakoschke

»Ich bin das letzte Königskind einer längst vergangenen Zeit. Meine Reise dauert ewig, denn der Weg ist ziemlich weit.« – Olli Schulz

*

Ich war mal ein süßer Fratz, wie man auf dem Foto sehen kann. Mittlerweile bin ich ungefähr doppelt so groß und nur noch halb so süß. Dafür hat sich an meinem Kleidungsstil rein gar nichts verändert. Meistens bin ich eingebildet, großkotzig, egozentrisch, unsensibel, faul, griesgrämig und menschenverachtend. Ich kann aber auch ganz liebenswert sein. Das Nachbarkind mag mich.

Mein Vater war ein rumänischer Geiger aus der Nähe von Siebenbürgen, außergewöhnlich haarig und von stattlichem Wuchs. Meine Mutter, geboren in Oberschlesien, dagegen klein und unscheinbar. Meine Eltern, zwei Suchende, die niemals fanden, lernten sich über eine Anzeigenseite für einsame Herzen kennen. Es dauerte nicht lange und es gab ein einsames Herz mehr auf der Welt.

Ich, mittelgroß, unscheinbar und mit dunklen Augenbrauen, die mir auf dem Nasenrücken zusammenwachsen, kam im Herbst zur Welt, als die Blätter von den Bäumen fielen und der Nebel wie ein Mantel aus Melancholie schwer über der feuchten Erde hing. Das erklärt vielleicht mein herbstliches Gemüt und die immer währende unterschwellige Traurigkeit, die selbst in den glücklichsten Momenten höflich ihre Daseinsberechtigung einfordert.

An die ersten Jahre meines Lebens kann ich mich kaum erinnern. Wir tingelten durch die Ostblockstaaten und mein Vater ernährte uns mit seinem Geigenspiel. Irgendwann wurden wir dann in einem kleinen Bergbauörtchen nahe Zwickau sesshaft, wo mein Vater regelmäßig unter der Erde oder in fremden Betten verschwand. Seine Geige hängte er an den Nagel, sich Jahre später an den Dachbalken. Er war ein Mann wie ein Bär und dennoch nicht stark genug, um dem Leben die haarige Stirn zu bieten. Er verschwand ein letztes Mal unter der Erde und kam nicht wieder. Ich vermisse ihn, trotz allem.

Meine Mutter war das genaue Gegenteil von meinem Vater. Klein, zierlich und für eine Frau ihres Alters normal behaart, bot sie dem Leben auch nicht die Stirn, sondern hielt lieber noch die andere Wange hin. Doch ganz im Gegensatz zu meinem Vater war sie stark genug und hielt es aus. Sie leistete gewissermaßen passiven Widerstand und überlebte das Leben und alles, was es so mit sich brachte oder auch mit sich nahm.

Meine Kindheit war alles in allem vielleicht kein Eis am Stiel, sie war aber auch kein Sauerkraut. Meine Kindheit war wie eine Soljanka. Es war alles drin, was weg musste, eine ordentliche Portion Ketchup sorgte für die richtige Würze und wenn man die ekligen Dosen-Pilze rausfischte, war es trotz Sauerkraut tatsächlich ganz lecker.

Heute gehöre ich zu den Menschen, die schon ihr ganzes Leben herauszufinden versuchen, wer sie wirklich sind und wo sie hingehören. Tatsächlich bezieht sich das ein Stück weit auf meine Wurzeln, aber überwiegend bezieht es sich auf das Wesentliche, auf das, was mich wirklich ausmacht. Wer bin ich und wo ist mein Platz im Leben? Ich bin ein Suchender geworden und trete damit das Erbe meiner Eltern an.

»Zwischen Wahnsinn und Verstand ist oft nur eine dünne Wand.«, sagt Daniel Düsentrieb dazu. Recht hat er.

Grundsätzlich bin ich ein total durchschnittlicher Typ, der manchmal mit seinem inneren Wahnsinn Händchen hält. Hier auf diesem virtuellen Spielplatz kann ich mich nach Lust und Laune austoben, unverblümt aus dem Leben erzählen, mit Buchstaben spielen, ungeniert Menschen hassen und mit Kacke bunte Bilder in Eure Köpfe malen.

Und jetzt haut ab! Ehrlicher wird’s hier nicht mehr.

Herzlichst,
Euer Rocko

*

Der kleine Rocko | (c) Rocko Kakoschke

»Rocko ist ein Mensch voller Gegensätze. Träumer, Optimist, Pessimist, Suchender, Findender, Schöpfer, Zerstörer, Künstler, Liebender, Geliebter, Misanthrop, Feigling, Held, Mann, Memme, Glaubender, Zweifler, Wanderer, Tänzer, Sänger, Wortakrobat, Musikliebhaber, Pragmatiker, Eigenbrötler, Autodidakt, Geschichtenerzähler, Erfinder, Prokrastinationexperte, Überlebender, Weltenbummler, Philosoph, Herzensbrecher, Herzgebrochener, Frauenheld, Neurotiker, Mensch und treuer Freund.« – Karl Lebowski

*
Rocko spinnt

Aktualisiert am 10. Oktober 2023 © Rocko Kakoschke