Ich bin Antje

Doch zuerst, was sind überhaupt Gehirnorgasmen? Gehirnorgasmen sind seltsame Dinger. Sie entstehen urknallmäßig in meinem Kopf. Manchmal ist es nicht der Rede wert und käme einem Flohhuster gleich, würde ich meinen Mund öffnen. Manchmal wiederum ist es so gewaltig, dass Reden gar nicht möglich ist, weil der Kopf es nicht schafft all die vielen Gedankenstücke in eine sinnvolle Reihenfolge zu sortieren, um meinem Mund die Möglichkeit zu geben, Worte zu bilden und in ganzen Sätzen zu sprechen, die dann auch noch einen Sinn ergeben.

Dann hilft das geschriebene Wort. Habe ich die Worte erstmal eingefangen, lassen sie sich mühelos in Ruhe sortieren, wie Puzzleteile zu einem Ganzen zusammensetzen. Dann finden sich vereinzelte Gehirnorgasmen hier wieder, virtuell konserviert als unregelmäßige Sequenzen aus meinem Leben.

»Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.« – Buddha

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»Von der Muse geküsst und vom wilden Affen gebissen – irgendwo zwischen hier und jetzt.«

Ich bin Antje. Geboren wurde ich am 26. Oktober 1977 in Arnsberg im schönen Sauerland. Meine Kindheit war durchwachsen, geprägt von mehrfachem Familienwechsel. Meine Jugend war ebenso durchwachsen, unterlegt mit viel Musik — bei der immerwährenden Suche nach dem richtigen Weg.

So führte mich meine Suche 1999 ins Rheinland nach Köln. Dort küsste mich die Muse oder vielleicht packte mich auch der Wahnsinn… ich weiß es nicht. Ich begann Gedichte zu schreiben. Mit Nur einmal mit dir schlafen, einem meiner ersten Gedichte, landete ich gleich auf dem ersten Platz bei einem kleinen Lyrikwettbewerb, paradoxerweise im… Sauerland. Durch diesen Erfolg motiviert und beflügelt folgten noch zahlreiche Gedichte, Texte und auch Lieder. Einige Jahre später entdecke ich dann meine Leidenschaft für das Fotografieren und die Bildbearbeitung, sowie die Malerei. Letzteres steckt allerdings noch ziemlich in den Kinderschuhen. Irgendwie mache ich von allem etwas, nichts davon perfekt, aber dafür alles mit Leidenschaft.

Beruflich sieht es ähnlich aus, ich habe Einiges ausprobiert. Im Sommer 2000 habe ich meine, in Arnsberg begonnene, Ausbildung als Erzieherin in Köln beendet, konnte mich allerdings (bis heute) nicht mit der klassischen Tätigkeit im Kindergarten anfreunden. Erstmal wollte ich ein wenig von der Welt sehen. Nach einem dreimonatigen USA-Aufenthalt, schaute ich mal kurz bei Feinkost Albrecht rein, warf aber relativ schnell das Handtuch. Ich wollte Medienluft atmen und machte deswegen 2001 ein Praktikum im Bereich der Veranstaltungstechnik, um dann 2002 eine Zusatzausbildung als Medienpädagogische Fachkraft (Kinderbetreuung beim Film) zu machen. Durch ein Praktikum am Set, von der Welt der bewegten Bilder fasziniert, schlug ich die Option auf eine gut bezahlte und sichere Festanstellung als Zugbegleiterin bei der Deutschen Bahn aus, um bis 2005 in mehreren Filmproduktionen als Set-Aufnahmeleitungsassistenz (Organisation am Drehort) für’n Appel und’n Ei zu arbeiten.

Auch wenn die Verpflegung, sprich das tägliche Catering, weit mehr bot, als nur Äpfel und Eier, hatte ich nach drei Jahren trotzdem die Nase voll von der Medienluft mit ihrer Kombination aus schlechter Bezahlung und verdammt langen Arbeitstagen. Bereut habe ich den Schritt zum Film zu gehen allerdings nie, denn diese Jahre zählen zu den schönstens, lustigsten und verrücktesten Jahren meines Lebens und ich denke noch immer verdammt gerne an die Zeit und die damit verbundenen Menschen zurück.

Und wie ging es dann weiter? Ein wenig planlos, wenn ich ehrlich bin. Ich verdingte mich als Küchenhilfe in einem schönen Lokal in der Kölner Innenstadt und als Pommesschubse bei einer bekannten Fastfoodkette, während ich nebenbei versuchte mein Abitur nachzumachen. Beim Versuchen ist es dann auch geblieben und so ging es, nicht weniger planlos, nach knapp neun Jahren Großstadttrubel, 2008 wieder zurück in mein Heimatstädchen Arnsberg, wo mir ein Jahr später eine Anstellung als Schulbegleitung zufiel und das Leben mich somit in eine Richtung manövrierte, in die ich erst so gar nicht wollte.

Doch was hatte ich zu verlieren, abgesehen von dem Geruch nach frittierten Kartoffelstäbchen? Nach dreinächtigem Drüberschlafen, sagte ich also zu. Das erst so Undenkbare entwickelte sich sehr schnell zum absoluten Volltreffer, brachte noch eine Zusatzausbildung als Übungsleiterin im Rehabilitationssport mit sich und viele wunderbare Menschen, die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte.

Antje am Steuer | (c) Antje Münch-Lieblang

Nach vier Jahren Zwischenstopp im schönen Sauerland, ging die Reise 2012 weiter. Seitdem lebe ich am Niederrhein in Mönchengladbach. Im Frühjahr 2021 fuhr dann Wilma in mein Leben, ein 44 Jahre altes Hymermobil. Im darauffolgenden Herbst gab ich meine Wohnung auf und machte Wilma zu meinem rollenden zu Hause. Das alte Mädchen hat mein Leben seitdem ganz schön auf den Kopf gestellt und zusammen befinden wir uns nun auf der größten und schwierigsten Reise meines Lebens, der Reise zu mir selbst.

Mehr von Wilma und mir findest Du übrigens mittlerweile unter @wortwaerts, sowie @wortwaerts.poesie auf Instagram, den gleichnamigen Seiten auf Facebook und unter www.wortwaertsmitwilma.de.

Antje schreibt

Aktualisiert am 1. März 2024 © Antje Münch-Lieblang