Schlagwort: Tod

Zombie

Bizarr und verzerrt. Du nicht ganz du, ich nicht ganz ich.
Ich nenne dich bei deinem Vornamen, ich tue es einfach. Ich finde, nach zwanzig Jahren in denen ich dir schmerzhaft meine uneingeschränkte Liebe geschenkt habe, steht mir das zu. Es spielt keine Rolle, dass du zehn Jahre davon bereits unter der Erde liegst. Ich liege mit dir dort. Als die ersten Erdklumpen auf deinen Sargdeckel prasselten, legte sich mein Inneres neben dein Äußeres. Und während meine Seele neben deinen verrotteten Knochen liegt, bewegt sich mein seelenloser Körper amoklaufend durch die Leben anderer.
Letzte Nacht fügten sich unsere Körper und unsere Seelen wieder zusammen – es war schön dich zu sehen. Ich spüre noch deine Haut, deine feuchtwarmen Haare, meine Hand auf deiner schweißnassen Stirn. Du warst betrunken und hattest diesen roten Pullover an. Du sagtest, ich würde versuchen, schöne Dinge zu sagen, aber es gelänge mir nicht.

Sag mir lieber, wie ich überlebe, während sich mal wieder schmerzliches Vermissen am Erwachen nährt.

Schatten

Ein seltsamer Tag gestern und eine noch viel seltsamere Nacht, die ich mehr neben mir, als bei mir verbrachte. Eigentlich hätte ich frei gehabt, wollte mir das Schlafen für einen späteren Zeitpunkt aufheben und blieb wach. Letztendlich musste ich dann doch arbeiten, hatte aber nur noch Zeit, drei Stunden zu schlafen. Hundemüde, unkonzentriert und phasenweise vollkommen überdreht, brachte ich auch diese Nacht hinter mich.

Als ich dann im Auto saß, war ich natürlich hellwach. Die Straßen waren leer, die Musik laut und gut und so fuhr ich einfach noch ein wenig weiter, dachte über dieses und jenes nach und genoß einfach diese kleine nächtliche Spazierfahrt. Plötzlich lag da was mitten auf der Straße. Zum Bremsen war es zu spät und als ich darüber hinweg fuhr, ohne es mit dem Auto zu erfassen, konnte ich nicht erkennen, was es war. Es schien ein Tier zu sein, aber ich hoffte auf irgendetwas anderes. An der nächsten Ecke hielt ich an und lief zurück. Das nächste Auto kam, bevor ich da war. Ich schloß die Augen, hielt die Luft an, hörte aber nichts.

Es war eine Katze, grau getigert, … tot.

Ich dachte kurz nach, nahm dann ihre Pfoten, hob sie so vorsichtig hoch und trug sie von der Straße. Neben einen Baum am Straßenrand legte ich sie ab, streichelte traurig ihren regennassen Kopf und wünschte ihr eine gute Reise.

Dann fuhr ich nach Hause.