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In großen und in kleinen Schritten

Zeit zu resümieren. Das Jahr geht langsam seinem Ende zu… und das ist auch gut so. Es hat nämlich mittlerweile etwas von gährender Marmelade. Und obwohl ich ganz besonders die letzten drei Monate nicht missen möchte, bin ich doch froh, wenn ich übernächsten Freitag irgendjemanden höre, der um kurz vor zwölf anfängt, von zehn an herunterzuzählen.

Es ist unglaublich viel passiert in diesem Jahr. Dinge, an die ich mich immer erinnern werde, Dinge, die ich lieber vergessen möchte, aber wie immer, hatte alles schon so seinen Sinn. Manchmal braucht man eben, um diesen zu erkennen. Und manchmal braucht es, im wahrsten Sinne des Wortes, nur einen einzigen Augenblick und in sekundenschnelle setzt sich ein Sinnpuzzle aus unzähligen Teilen explosionsartig zusammen und es ergibt sich ein Bild… sich dieses Bild einzurahmen und aufzuhängen bleibt jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil finde hinter Glas gefasste Puzzle an den Wänden ja eher grenzwertig. Das ist so ähnlich, wie mit Vorhängen vor den Fenstern.

Kürzlich fragte mich ein lieber Mensch – auf meine Aussage hin, dass ich ständig Angst habe, ich könne etwas verpassen – ob ich denn schon mal etwas verpasst habe. Eine interessante Frage, deren damalige Antwort sich geändert hat, denn nach längerem Überlegen, kann ich beruhigt und ebenso überrascht sagen: Nein, im Grunde habe ich nichts verpasst! Es geschieht immer alles so, wie es geschehen soll… es ist gar nicht möglich, etwas zu verpassen. Das Leben gewinnt zwar manchmal an Tempo, wie ein ICE 3 – und auch wenn die Ausstattung nicht immer so komfortabel ist, an Pünktlichkeit ist es dagegen kaum zu überbieten. Und es ist so einfach, wenn man sich mal die Mühe gemacht hat, sich mit dem Fahrplan auseinander zu setzen.

Das Jahr 2010 war ein gutes Jahr, ein sehr gutes Jahr,… ein lehrreiches Jahr, ein erfahrungsreiches Jahr, ein schweres Jahr, ein turbulentes Jahr, ein kunterbuntes Jahr,… und unvergesslich rosa im Abgang. Ich freue mich auf das neue Jahr und bin gespannt, wen und was es so alles mit sich bringt. Schöne besinnliche Weihnachtstage wünsche ich Euch allen und rutscht bedächtig in die nächste Runde. Möge alles in Erfüllung gehen, was ihr Euch wünscht! Auf das individuelle Tempo kommt es an, nicht auf die Größe der Schritte…

Ich, Weihnachts- und Jahreswechselallergiker, der ich bin, nutze jetzt erstmal die Wetterverhältnisse, baue mir ein Iglu und halte Winterschlaf. Weckt mich, sollte ich die Maiglöckchen nicht läuten hören!

»Beam me up Scotty!« oder so…

Leute, mir raucht die Birne und das nicht, weil ich damit kürzlich so ungünstig den Boden berührte, sondern weil ich mich gerade mit einer Materie auseinander setze, die mir härter erscheint, als der Acker, den mein Schädel pflügte.

Allerdings befinde ich mich nicht mehr in absoluter Dunkelheit. Es ist schon ein wenig heller geworden um mich und ich denke, ich bin auch der vollkommenen Erleuchtung nicht mehr allzu fern. Die Stimme in meinem Kopf fragte mich gerade, woher ich immer diesen Optimismus nehme.

»Alles wird wieder gut…«, steht bei meinem Zahnarzt in grünen Buchstaben hinter der Anmeldung an der Wand. So einfach ist das!

Da fällt mir ein, dass ich da nächste Woche auch noch einen Termin habe. Großartig!

K.O. in der zweiten Runde

»Antje Lieblang startet das Wochenende gleich mit einem schönen Ausritt (mit viel Glück sogar bei Sonnenschein) und wird sich heute mal bemühen dabei sogar einen sportlichen Eindruck zu machen.«

… schrieb ich Freitag bei Facebook, aber so wie sich die Sonne relativ schnell wieder verabschiedet hatte, so verabschiedete auch ich mich irgendwann.

Das Pferd auf dem ich ritt, nahm die Sache mit der Sportlichkeit nämlich ein wenig zu ernst. Erst lief alles prima, doch dann wollte ich antraben, aber die schwarze Schönheit unter mir schaltete vom ersten direkt in den dritten Gang und galoppierte munter drauf los. Wäre ja halb so wild gewesen, hätte ich schon eine Ahnung vom Galoppieren gehabt. Hatte ich aber nicht. Ok, dachte ich, Du musst die Madame irgendwie zum Anhalten bewegen, aber weil ich die Zügel verloren hatte und mich in meiner Not am Halsriemen des Pferdes festhielt, hatte sich das mit dem Bremsen schon mal erledigt. Gut, irgendwann wird sie schon stehen bleiben, dachte ich und versuchte mich in eine gefühlte sichere und vor allem aerodynamische Position zu begeben – Arsch hoch, Oberkörper runter, Hände weiter am Halsriemen. So lange du oben bleibst ist alles gut, dachte ich, und das blieb ich auch eine ganze Weile. Mit ruhigen Worten versuchte ich das Tier unter mir zu beruhigen und es dazu zu überreden, den Galopp einzustellen, aber es half alles nichts. Langsam sah ich die Bäume auf mich zukommen und hoffte, das Pferd würde einen Bogen darum machen. Dazu kam es dann aber nicht mehr, denn ich rutschte mit einem Fuß aus dem rechten Steigbügel, verlor den Halt, wehrte mich noch ein wenig, sah dann aber ein, dass es keinen Sinn hatte. Lieber Gott, lass mich nicht im anderen Steigbügel hängen bleiben, dachte ich noch so im Abflug und schon hatte der Höllenritt ein Ende. Ich landete unsanft im Acker, prallte ordentlich mit Hinterteil und Kopf voran auf den Boden, aber bekrabbelte mich gleich wieder. Ich stand auf und sah das Pferd ein paar Meter weiter auf dem Acker stehen, ging ruhig auf sie zu und schaffe es, sie einzusammeln. Zu Fuß ging ich mit dem Pferd meiner Reitpartnerin entgegen, die froh war, mich lebend wieder zu sehen. Da ich mich gut fühlte, begab ich mich wieder auf das Pferd und kaum dass ich saß, keine zehn Sekunden später, befand ich mich wieder im ungewollten Galopp.

Nicht schon wieder dachte ich, überlegte nicht lange und sprang direkt ab. Allerdings kam ich dieses Mal nicht so schnell wieder auf die Beine. Der Aufprall war wesentlich unsanfter, denn ich bekam erstmal nichts mehr mit von meiner Umwelt. Ich hörte zwar, wie mein Name gerufen wurde, war aber weder in der Lage, zu antworten, noch mich irgendwie zu bewegen. Ich war wie paralysiert, bis ich am Arm gepackt und hoch gezogen wurde. Geparkt auf einer nahegelegenen Bank wartete ich darauf abgeholt zu werden. Ich saß da und realisierte ziemlich schnell, dass ich wohl ins Krankenhaus musste und dass der Zustand in dem ich mich befand wohl die erste Gehirnerschütterung meines Lebens war. Mir brummte der Kopf, mir war schlecht und ich wusste von dem was passiert war nur noch Bruchstücke. Glücklicherweise hatte ich sonst keinerlei ernst zu nehmende Schmerzen, konnte auch sonst alles bewegen und wusste noch meinen Namen. Beruhigend.

Im nächstgelegenen Krankenhaus wurde ich dann untersucht und man wollte mich zur Beobachtung dort behalten. Auf eigenen Wunsch verließ ich die Örtlichkeiten aber, um mich in das Krankenhaus zu begeben, welches sich nächstgelegen zu meinem zu Hause befindet. Tja, … und da liege ich nun seit gestern Abend. Leicht lädiert, mit Kratzern und ordentlichen blauen Flecken, einem Brummschädel, einer nervigen Infusionsnadel im Arm und Thrombosestrümpfen, die mir das Gefühl geben, dass meine Beine bald absterben. Sonst ist es aber ganz wohnlich hier. Ich liege in einem Dreibettzimmer, zwischen zwei netten älteren Damen (bitte keine dreckigen Witze jetzt). Die erste Nacht habe ich kaum geschlafen, da alle zwei Stunden eine Schwester kam, um meinen Blutdruck und meinen Puls zu messen. Mal sehen, wie die kommende Nacht so wird. Morgen früh darf ich dann höchstwahrscheinlich wieder nach Hause.

Die Dame rechts neben mir fragte mich gerade, ob ich wieder auf ein Pferd steige. Und um die Frage all denen zu beantworten, die sie sich ebenso stellen: Natürlich steige ich wieder auf ein Pferd, denn die sieben Sekunden, die ich mich galoppierend auf dem Pferd gehalten haben, waren unbeschreiblich. Ich möchte dieses Gefühl wieder erleben, aber vorher möchte ich lernen, wie man vom dritten in den zweiten Gang schaltet, denn Absteigen im Galopp wird auf die Dauer zu kostenintensiv für meine Krankenkasse und zu stressig für meine Schutzengel.