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»Wer bellen kann, sollte auch mit dem Schwanz wedeln können.«
Wer bist Du? Wo bist Du? Und wie geht es Dir wirklich? Zwei Monate ist es jetzt her, seit ich zuletzt in Deine wunderschönen dunklen Augen gesehen habe. Ich kenne Dich zu wenig, um zu wissen, ob ich der Grund für Deine virtuelle Abwesenheit bin oder ob es das Leben ist, welches sich zu schnell um Dich dreht. Ich kenne Dich zu wenig, um zu wissen, ob Du mir nur aus Höflichkeit für meine Aufmerksamkeiten dankst oder ob Du es tust, weil Du es möchtest. Ich kenne Dich zu wenig, um zu wissen, ob Du mir nur antwortest, um Deine Ruhe zu haben, wenn ich mich nach Deinem Befinden erkundige, weil ich manchmal fast zwei Wochen kein Lebenszeichen von Dir bekomme oder ob Du es tust, weil Du nicht möchtest, dass ich mich um Dich sorge. Ich kenne Dich zu wenig, um zu wissen, ob Du einfach nur bist, wie Du bist, oder ob ich es bin, der Dich so sein lässt. Also, wer bist Du? Wo bist Du? Und wie geht es Dir wirklich? Ich bin ich, sitze im Wartesaal und liebe Dich …
Gestern. Der Tag an dem vor elf Jahren mein Handy klingelte, während ich mich in der Linie 5 auf dem Weg von der Arbeit nach Hause befand. Ich erhielt die Nachricht, dass Du am Vormittag für immer eingeschlafen bist. Meine Antwort war mechanisch, kurz und knapp. Ich steckte das Handy ein, hielt mich weiter an der Stange in der Bahn fest und ließ tonlos die Tränen laufen während ich den Schrei unterdrückte, der sich durch meine Lippen pressen wollte. Fremde Menschen sahen mich an.
An der Zielhaltestelle stieg ich aus und lief zu meiner Wohnung. Dort angekommen, warf ich die Tür hinter mir zu, fiel auf die Knie und entließ den unterdrückten Schrei hinaus in die 27 qm meiner kleinen Welt. Ich schrie, wie ich noch nie zuvor in meinem Leben geschrien hatte. Dann weinte ich, wie ich noch nie zuvor in meinem Leben geweint hatte. Ich weinte, bis sich der Schmerz in eine bis heute währende Taubheit wandelte.
Den Abend verbrachte ich mit Freunden in einem Lokal, denn ich wollte nicht alleine sein. Alles erschien mir so unwirklich. Ich wartete darauf, aus diesem Traum zu erwachen, wartete darauf, dass dieser dicke Schleier des Unbegreiflichen von mir abfiel, der mich und meinen Schmerz ummantelte und das Leben nur noch in verblassten Farben und dumpfen Tönen an mich heran ließ. Doch er fiel nicht von mir ab.
Zwei Tage später reiste ich in meine Heimatstadt, um mich für die folgenden zehn Jahre zusammen mit Dir unter die Erde zu legen. Jeden beliebigen Menschen in meinem Leben hätte ich geopfert, um Dich wieder bei mir zu haben. Mich selbst hätte ich geopfert, um Dich wieder am Leben zu wissen. Ich konnte Dir nie sagen, dass ich Dich liebe, aber ich weiß, dass Du es gewußt hast. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie gehören wir beide wohl zusammen – diese, Deine Worte werde ich niemals vergessen, denn sie und das Taschentuch mit dem Du mir damals die Tränen getrocknet hast und welches immer noch im Kleiderschrank zwischen meiner Wäsche liegt, sind alles was ich jemals von Dir hatte und haben werde.
Mich noch in diesem Zustand befindend, begann ich vor etwas über einem Jahr hier zu schreiben. Auch jetzt noch fließen Tränen, während ich darüber schreibe – doch der Schleier ist endlich gefallen… und ich kann immer noch nicht glauben, was ich sehe, höre und fühle. Ich werde Dich nie vergessen und Du wirst immer einen großen Teil meines Herzens und meiner Seele einnehmen, aber nun bist Du dort tatsächlich nicht mehr alleine.