Kategorie: Antje schreibt

Vom unkonventionellen Öffnen zweier Türen und/oder auch: demolieren, niederreißen, niederwalzen, einreißen, zertrümmern, zerstören, destruieren, abreißen, verwüsten

Das Leben ist schon ein seltsames. Gestern ist mir was Witziges passiert. War im Irish Pub auf der Toilette und als ich wieder raus wollte, ließ sich die Tür nicht mehr öffnen. Ich den Schlüssel gedreht bis zur Verblödung. Nichts. Gewartet. Irgendwann wird man mich wohl vermissen. Nichts. Weiter probiert. Schlüssel gedreht und gedreht. Nichts.

„Prima!“, dachte ich mir so, „Du bist noch nicht so besoffen,… aber alle werden es denken.“ Egal. Zum Glück hatte ich mein Handy dabei. Freund angerufen, den ich an der Theke vermutete. Nichts. Freundin angerufen. Einmal. Keine Reaktion. Nochmal angerufen. Immer noch keine Reaktion. Kurz überlegt. 11880 angerufen, mich mit dem Irish Pub verbinden lassen. Besitzer geht ran. Ich so: „Du ich sitzt gerade bei Euch auf der Damentoilette und kriege die Tür nicht mehr auf. Kommste mich mal retten?“ Er so: „Oh.“ Und eine Zehntelsekunde später war die Damentoilette bevölkert und man versuchte mich zu befreien.

„Du musst den Schlüssel drehen… nochmal… schieb den mal weiter rein… und jetzt drehen.“ Nichts. Von außen wird die Tür etwas nach vorne gezogen, sodass ich den Schlüssel oben durchreichen kann. Besitzer versucht es von außen. Dreht und dreht und dreht und nichts. „Meinst Du, Du schaffst es die Tür von innen einzutreten?“ Ich so innerlich: „Yeah!“ Wollte ich doch schon immer mal machen sowas. Schnell eine bequeme Sitzposition eingenommen, Füße angehoben. Viermal mit beiden Füßen und ordentlich Schmackes dagegen getreten. Zack, Tür in Fetzen. Ich frei. Jubel im Schankraum. Danach konnte man übrigens nur noch mit Begleitung auf die Toilette, weil jemand die Tür miemen musste. Das war auch witzig.

Und sonst so? Und sonst, habe ich vor ungefähr einer Stunde zusammen mit der Vermieterin die Tür der „Nachbarn“ aufgebrochen, weil Tür zu und Schlüssel drin. Ich sollte umschulen. Irgendwas mit Türen auf unkonventionelle Art und Weise öffnen oder so. Das scheint mir echt zu liegen.

Haltlos (6)

Da ist mein Verstand erst
mit seinen ungeschickten Füßen
über Dein wunderschönes Lächeln gestolpert,
um dann, bei dem ersten Blick in Deine Augen,
völlig sein Gleichgewicht zu verlieren.
Und jetzt droht er, in der Erinnerung an Dich zu ertrinken,
während ich mich nicht entscheiden kann,
ob ich es zulasse oder versuche ihn zu retten.

15. September 2010

© Antje Münch-Lieblang

Tagesgedanken

Wenn ich mich mit dem Fahrrad zur Arbeit bewege, fahre ich immer an der Realschule vorbei. Heute hörte ich das Trillerpfeifengepfeife und Vuvuzelagetröte schon aus weiter Ferne. Nachdem an der Schule, an der ich zur Zeit arbeite, die Abiturienten am Mittwoch die Sau rauslassen durften, dürfen es heute die Zehnerklassen der Realschule und feiern feuchtfröhlich ihren Absch(l)uss. Mit feuchtfröhlich sind natürlich nicht nur die Wasserpistolen gemeint.

Ich bin auch zur Realschule gegangen. Mein Abschluss war 1994. Wahnsinn, sechzehn Jahre ist das jetzt her. Ich kann mich noch relativ gut daran erinnern. Wir haben die Schule in eine Art Tempel verwandelt und unseren damaligen Direktor zum Oberguru erklärt, auf einen Thron gesetzt und mit Fächern bewedelt. Nachdem wir die Schule ordentlich auf den Kopf gestellt hatten, die gesammelte Lehrer- und Schülerschaft ausreichend unter uns gelitten hatte, wurden die Feierlichkeiten traditionell auf der örtlichen Schlossruine weiter geführt, um da irgendwann rotzevoll auf der Wiese zu liegen oder mit dem Kopf in irgendeinem Gebüsch zu enden.

Wir fühlten uns ganz furchtbar erwachsen. Wenn ich mir heute die Schüler ansehe, die damals wir waren, merke ich, wie weit wir damals noch vom Erwachsenwerden entfernt waren und damit genau richtig lagen, auch wenn wir es nicht wussten. Wir haben das Leben problemlos auf die leichte Schulter genommen, machten uns alles einfach und sahen die Welt zu unseren Füßen liegen. Ehrlich gesagt, bin ich auch heute noch weit weg vom Erwachsenwerden, aber der Ernst des Lebens erinnert mich manchmal relativ unsanft daran, dass es nicht immer nur geradeaus geht wie früher, als man noch dachte, Lebensmittel wachsen im Kühlschrank der Eltern.