Wie einfach war es doch, einen Menschen zu lieben, der nicht mehr lebt. Es war eine traurige und unerfüllte Liebe, aber dennoch hatte ich mich mit diesem Zustand abgefunden, denn er bot trotz aller Traurigkeit auch eine Form der Sicherheit. Es war, wie es war. Ich hatte mich daran gewöhnt. Als ich mir wünschte, wieder einen lebendigen Menschen zu lieben, hatte ich längst vergessen, wie sich das anfühlt. Ich trug eine Illusion von Liebe mit mir spazieren… all die Jahre. Um einen Toten musste ich mich nicht sorgen. Um Dich sorge ich mich in jeder Sekunde, die ich nicht in Deiner Nähe sein kann und die ich nicht von Dir höre oder lese. Leider überwiegen diese Sekunden in meinem Leben und das bringt mich langsam aber sicher um den Verstand. Du hast Dich wieder zurück gezogen und ich frage mich, ob ich irgendeinen Fehler begangen habe. Was ist passiert? War ich zu viel? Bin ich zu wenig? Was bin ich überhaupt für Dich? Meine Gedanken fahren mal wieder Karussell in meinem Kopf. Dieser ständige Wechsel zwischen Nähe und Distanz wird langsam unerträglich für mich und ich habe zugelassen, einen großen Teil meiner selbst zu verlieren. Es darf nicht sein, dass ich das Gefühl habe, meine Lebensfähigkeit zu verlieren, wenn Du nicht bei mir bist. Ich habe geglaubt, stark und leidensfähig genug zu sein, um das auszuhalten, aber ich muss feststellen, dass ich es nicht bin. Du hast letzte Woche gesagt, ich solle auf mich aufpassen. Das tue ich hiermit… kein Abschied, nur ein Rückzug.