Schlagwort: jetzt und hier

Paralleluniversum

Da saß ich nun… draußen vor dem Café, trank meinen Milchkaffee und sah der Zeit dabei zu, wie sie in ihren schweren Stiefeln auf der Stelle trat. So, wie sie es scheinbar die letzten neun Jahre getan hatte, denn es schien sich kaum etwas verändert zu haben.

Der charmante Philosoph, der mir einst von Sokrates, Platon und Aristoteles erzählte. Die kleine Buchhändlerin mit der großen Persönlichkeit. Der Gitarrist mit seinem markanten Aussehen, der zusammen mit seinem Gitarrenkoffer immer an der selben Haltestelle einstieg. Und Horst der schüchterne Imbissbudenbesitzer, bei dem wir früher in unseren Freistunden die ein oder andere Portion Pommes zu uns nahmen. Sie und noch einige andere bekannte Gesichter sah ich heute, als wären neun Jahre nichts anderes als ein Blick nach Vorgestern.

Die Stadt, diese alternde Diva, sie wollte mir stur glauben machen, dass ich gar nicht wirklich weg war und löschte so für einige Stunden einfach ein Drittel meines Lebens aus.

Andere Saiten aufziehen

Das habe ich gestern getan. Wurde auch Zeit. Und nein, es handelt sich nicht um einen Schreibfehler in der Überschrift, sondern um meine Gitarre, die ich gestern ziemlich verstaubt vom Hochbett (dient gewissermaßen als Abstellraum) geholt habe, um sie mit neuen Saiten zu beziehen. Die G-Saite war vor längerer Zeit gerissen. Komisch. Es reißt immer nur die G-Saite. Ich besitze diese Gitarre schon mindestens fünfzehn Jahre und es war immer nur die G-Saite, die irgendwann das Zeitliche segnete. Geht das nur mir so?
Egal. Jedenfalls hat das gute Stück jetzt wieder neue Saiten und ich brauche jetzt neue Nerven, weil ich völlig aus der Übung bin und mir schwer fällt, was früher ein Leichtes war. Fragt sich nur, ob man Nerven auch so einfach neu aufziehen kann.