Die letzten zwei Tage war es richtig ungemütlich draußen, wenn ich um halbsechs das Haus verließ, um mich auf meinen Weg zu Arbeit zu machen. Nass, kalt, neblig und dunkel. Usselig eben.
Usselig sagt man übrigens da, wo ich arbeite. Interessanterweise habe ich diesen Begriff schon genutzt, als ich noch nicht da gearbeitet habe, wo ich jetzt arbeite. Im Rheinland habe ich allerdings mal gewohnt und da sagt man das wohl auch, was mir das Szenesprachenwiki jedenfalls eben verklickert hat und was somit dieses Wort in meinem Sprachgebrauch erklären könnte, wobei ich fast sicher bin, dass ich es schon benutzt habe, als ich noch da gewohnt habe, wo ich herkomme. Verklickern kennt das Szenesprachenwiki übrigens nicht, was ich seltsam finde und schlägt mir als ähnliche Wörter verchillen, verwackelt, vorglühen und vergewohltätigen vor, was ich noch seltsamer finde.
Da gibt es aber noch ganz andere Sachen, die ich hier gerade so entdecke und während ich sie so entdecke, komme ich mir verdammt alt vor und sehe noch meine Mutter vor mir, die mir gewissermaßen untersagte, das Wort total zu benutzen, weil es überhaupt kein richtiges Wort sei, ihrer Meinung nach. Damals war ich irgendwas zwischen sieben und elf. Genauer weiß ich es leider nicht mehr, was der Sache jetzt aber auch keinen Abbruch tut. Schon interessant, wie sich die Sprache so verändert – interessant und erschreckend.
Noch interessanter und erschreckender finde ich allerdings wie sich die Sichtweise mit zunehmendem Alter verändert. Natürlich habe ich das Wort total damals nicht aus meinem Sprachgebrauch gestrichen, weil ich es in jedem zweiten Satz total gut gebrauchen konnte. Wenn ich jetzt Wörter wie krass oder chillen höre, stellen sich mir die Nackenhaare hoch und ich höre mich im Geiste reden, wie meine Mutter. DAS SIND DOCH KEINE RICHTIGEN WÖRTER, VERDAMMTE SCHEIßE! Verdammte Scheiße hat meine Mutter damals natürlich nicht gesagt, was auch irgendwie komisch gewesen wäre – das Wort total total doof finden, aber verdammte Scheiße sagen.
Nichtsdestotrotz ertappe ich mich hin und wieder dabei, selbst eines dieser neusprachigen Wörter zu erbrechen. Das ist dann erst richtig erschreckend und so absolut überhaupt gar nicht mehr interessant, sondern einfach nur noch furchtbar peinlich. Passiert aber trotzdem immer wieder. Kann ich quasi gar nichts gegen tun. Stirbt ja jetzt auch keiner von, abgesehen von dem ein oder anderen Geschmacksnerv, wenn ich mir vor Schreck und Scham auf die Zunge beiße.
Schreck und Scham … klingt wie eine Ladenkette. Diesen Gedanken werde ich jetzt aber nicht weiter verfolgen, wenn es auch noch so verlockend ist, einen Bogen von der heutigen Sprache zur heutigen Mode zu ziehen. Auch diesbezüglich fühle ich mich manchmal verdammt alt und auch diesbezüglich findet sich ein Beispiel aus meiner Jugend und auch diesbezüglich hat sich die Sichtweise verschoben und auch diesbezüglich endet es manchmal peinlich. Deswegen komme ich jetzt auch einfach mal zum Punkt, beziehungsweise zu dem, was ich eigentlich erzählen wollte.
Die letzten zwei Tage war es richtig ungemütlich draußen, wenn ich um halbsechs das Haus verließ, um mich auf meinen Weg zu Arbeit zu machen. Nass, kalt, neblig und dunkel. Usselig eben. So usselig, dass ich im Traum nicht darauf gekommen wäre, mich im Laufe des Vormittags an strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und herbstlicher Wärme erfreuen zu können. Kommt eben verdammt oft anders als man denkt. Punkt.
Total krass übrigens, wie man so vom eigentlichen Thema abkommen kann!
Ich sag auch „usselig“. Aber das hab ich hier im Rheinland gelernt (komme aus dem Norden).
Dann werde ich dieses Wort wohl auch in den Jahren in Köln aufgeschnappt haben.